Der Geist der vergangenen Urlaube und der Traum von zukünftigen

Die nächste Urlaubsplanung hatte begonnen. (Und ist jetzt bis auf weiteres auf Eis gelegt.) Damit ist hier trotzdem der Moment gekommen, um auf zwei vergangene Urlaube einzugehen. Die Roadtrips, die der Freund und ich unternommen haben. Gemeinsam hatten beide, dass wir hin geflogen sind und uns vor Ort einen Mietwagen organisierten. Und dass der Freund jede Strecke fahren musste, denn ich kann weder ein Auto fahren (obwohl ich es in diversen Alpträumen trotzdem mache) noch habe ich einen Führerschein. Dadurch werde ich automatisch zur Navigatorin, weshalb ich vor jeder Fahrt meine Hände mit "rechts" und "links" beschriften muss, was etwas peinlich, aber witzig, ist. Denn je schneller eine rechts-oder-links-Aussage gefordert ist, desto weniger kann ich die Seiten ihren Begriffen zuordnen.



Die erste Tour führte uns durch Irland, ein langjähriger Traum von mir. Eine Woche lang, von Dublin runter nach Killarney und zum Ring of Kerry (angeblich hat man da ne super schöne Aussicht, wir hatten super viel Nebel), dann immer weiter hoch. Auf dem Wild Atlantic Way durch den Burren bis nach Sligo und von dort schräg zurück nach Dublin. Übernachtet haben wir in B'n'Bs, die wir gegen Abend am Straßenrand fanden und die Route hatten wir nicht einmal ansatzweise vorher geplant. Wir waren im September unterwegs, dankbar für unsere Regenjacken und verliebt in das grün um uns herum.


Den zweiten Roadtrip machten wir in einem Mai durch Griechenland. Mit dem Flugzeug nach Thessaloniki und von dort mit dem Auto nach Chalkidiki, dann zum Drei-Länder-Eck (Griechenland, Albanien, Mazedonien) an den Prespasee, weiter in die Berge, Richtung Ioannina, dann ans Meer nach Lefkada, zu den Meteoraklöstern, noch weiter bis nach Delphi und wieder durch Berge zurück zur Anfangsstadt. Diesmal war unsere Route fest, alle Hotels im Voraus gebucht. Die zwei Wochen haben wir so richtig genossen, das Essen war großartig und so vegetarier*innenfreundlich, die Landschaften so schön, so vielfältig und Sonne und Sonnencreme immer anwesend.


Unser altbekanntes Thema, dass wir unterschiedlich schnell und extrem urlauben, hat uns natürlich auch in Griechenland und Irland begleitet und für gelegentliche Turbulenzen und später sehr witzige Situationen gesorgt. Und dass wir manchmal einfach noch lernen mussten (und müssen) uns für den*die andere*n verständlich auszudrücken und zu verstehen, was wir jeweils mit unseren Worten sagen wollen.

Auf einer Geocachingtour suchten wir z.B an unterschiedlichen Stellen. Der Freund fand den Cache und wollte mir mitteilen, dass ich dabei war einen Umweg zu gehen und lieber zu der Stelle kommen sollte, an der sich unsere Wege getrennt hatten. Er war außer Sichtweite und ich hörte nur, wie er laut und durchdringend rief: "Zurück, zurück, schnell zurück!" Was meine Gedankengang dabei war, warum auch immer, fern jeder Realität (wir waren auf einem Waldfleck, umgeben von befahrenen Straßen und in der Gegenwart), sich aber kurz sehr real anfühlte: Oh nein, ein Säbelzahntiger! Der Freund ist in Gefahr, ich bin in Gefahr, wir werden von einem Säbelzahntiger gejagt! Und ich rannte los, stolperte halb, weil ich nicht auf den Boden achten konnte.. ich konnte schon fast den Blick des Tigers spüren.
Als wir uns an besagter Stelle wieder trafen, war der Freund seelenruhig. Und wurde von mir fast umgeworfen, in meiner Panik vor dem Säbelzahntiger und meiner Freude, dass er am Leben war.

Dass die Mischung aus meiner Vorsicht und des Freundes Wagemut optimal ist, haben wir auch gelernt (vor allem der Freund): Ich war träge und hatte keine Lust auf Anstrengung. Der Freund wollte unbedingt trotzdem los, dann halt alleine, irgendwo in den Wald rein, querfeldein, Wege sind ja langweilig, mitten in den Bergen, ohne das Terrain zu kennen oder jemanden, den man nach ner guten Strecke fragen könnte, ohne Handyempfang, außerhalb jeder Urlaubssaison. Seine berühmten letzten Worte: "Ich bin in fünf oder sechs Stunden wieder da."
Und er kehrte wieder, müde, durstig, hungrig, mit Sonnenbrand, von Dornen zerkratzt und brabbelte was von überfluteten Wegen und wilden galloppierenden Pferden. Und versicherte, dass er nie mehr so alleine los stürzen würde. In unserem Wahnsinn halten wir uns gut die Waage 😂.

Die nächste Reise wird uns nach Südschweden führen. Mal schauen, wann das wieder geht. Dafür leihen wir uns dann das Auto vom Vater und fahren mit der Fähre rüber. Der Plan ist von Campingplatz zu Campingplatz zu ziehen, denn im Auto des Vaters können wir schlafen und vermutlich steigt der Abenteuerfaktor exponentiell, wenn man sich dem Campingleben hingibt. Wir starten vorher mal einen Testlauf, wer weiß schon, ob wir Campingkompatibel sind.
Noch bin ich jedenfalls etwas irritiert. So von mir aus hatte ich bisher nie das Bedürfnis mein Bett gegen ein Zelt oder etwas Zeltartiges und mein Bad gegen Campingplatzsanitäranlagen zu tauschen. Was ist bloß los? Vielleicht werde ich wunderlich mit dem Alter oder der Freund ist Schuld. Bestimmt ist der Freund Schuld. Sicherlich ist der Freund Schuld.😁
(Dafür bin ich Schuld, dass er sich mittlerweile auch in meiner Abwesenheit unter drei Decken legt und dadrunter frohlockt wie ein Seehund in meiner Badewanne frohlocken würde, wenn ich eine Badewanne und einen Seehund hätte.)

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