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Es werden Posts vom 2019 angezeigt.

Neulich in der Wg-Küche - Das Chaos und die Lichterkette

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Die Mitbewohnerin und ich sitzen auf dem Balkon. Der Mitbewohner kommt dazu. Er schaut sich um und stellt entsetzt fest: Auf dem einen Auge sieht er weniger als auf dem anderen. "Es ist alles voll verschwommen", klagt er. Ob er wohl eine Brille braucht? Ob seine Augen über Nacht an Sehstärke verloren haben? "Ich kann die Lamellen auf dem Rollo da vorne gar nicht sehen", sagt er. Die Mitbewohnerin und ich schauen.. mit Brillen auf können wir das. Wir nehmen unsere Brillen ab und schauen.. "Ich sehe, dass da ein Rollo vor dem Fenster ist, aber keine Lamellen", sage ich. "Ich seh ein Fenster, aber kein Rollo", sagt die Mitbewohnerin. Der Mitbewohner bekommt meine Brille. Er sagt, ihm wird leicht schwindelig, aber er sieht etwas schärfer. Der Mitbewohner bekommt die Brille der Mitbewohnerin: Er schreit empört auf, reißt die Brille runter, er findet, dass das gar nicht gehe und versteht nicht, wie jemand dadurch sehen kann. Wir raten dem Mit

Urlaubszeit - Das Tempo der anderen

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Der Freund und ich sind mal wieder auf Reisen gegangen. Zum ersten Mal haben wir uns gegen eine Rundreise entschieden und dafür eine Woche an einem einzigen Ort zu verbringen. Porto in Portugal. Wir schrieben unsere Packlisten, verglichen sie mit einander, setzten ein Häkchen für jede eingepackte Sache und dann waren wir auch schon in unserem kleinen und feinen Ferienappartment. Und im Urlaub fällt es ganz besonders auf. Was im Alltag untergeht und leicht vergessen wird, was wir bei der Planung übersehen, weil unsere Ideen so gut zusammen passen und wir all die gleichen Sachen machen wollen. Die Vorstellungen, was wir im Urlaub tun möchten, sind bei uns extrem kompatibel. Aber das Wie ist es nicht, unser Tempo ist es nicht. Am Anfang jedenfalls. Der Freund ist abenteuerlustig. Er ist dabei mutig und auch wagemutig und manchmal draufgängerisch. Er will alles erleben, sofort. Die schönsten Plätze sehen, die besten Wege gehen, möglichst genau, möglichst effektiv. S

Ein Mädchen und ihr Fahrrad

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Als ich Fahrradfahren gelernt habe, ist die Mutter durch das nahgelegene Parzellengebiet hinter mir her gerannt, eine Hand an meinem Gepäckträger, bis ich irgendwann alleine das Gleichgewicht halten konnte. Ich habe gesagt, ich würde sie trainieren. 😉 Meine erste Radtour ohne Stützräder fand ihr jähes Ende darin, dass ich erschöpft und im Schritttempo auf der Straße rollte, mit dem Kopf anscheinend sonstwo war und in ein stehendes Auto fuhr. Sehr langsam. Und dann, samt Rad, einfach umkippte. Mitten in die Brennnesseln. Irgenwas davon muss lange Zeit in mir gewirkt haben.. Fahrrandfahren habe ich bei der ersten Gelegenheit, mit 14, als mir der Schulweg mit dem Rad WIRKLICH zu weit erschien, an den Nagel gehängt. Mit 18 wollte ich mal wieder anfangen.. Aber mein Fahrrad wurde nach der ersten Fahrt gestohlen. Das habe ich als Wink des Schicksals interpretiert. Es sollte einfach nicht sein. Bus und Bahn fahren und zu Fuß gehen mussten die einzig richtigen Optionen für meine Fortbewegu

Die Insel - Urlaubsrückblende

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 Mit knapp zwei Jahren wurde ich zum ersten Mal auf die Insel gebracht, auf der meine Großmutter und mein Vater schon ihre Kindheitsurlaube verlebten. Spiekeroog und ich haben fast schon Silberhochzeit. Über die Jahre habe ich auch schon alle möglichen Leute mit auf die Insel genommen, Freundinnen und vor ein paar Jahren zum ersten mal den Freund, der sich glücklicherweise sofort auch in die Insel verliebt hat. Dieses Jahr ging es Pfingsten wieder los, 7 Tage Auszeit von Allem. Spiekeroog ist was besonderes, für mich und viele andere. Auf Spiekeroog vergeht die Zeit anders. Es gibt keinen Stress, es gibt nichts, was man zu tun hat. Es ist so leicht sich dort treiben zu lassen, von dem, was gerade passend scheint, worauf man Lust hat, was sich gerade so ergibt. Auf Spiekeroog ist wenig Platz für Pläne und noch weniger, um krampfhaft daran fest zu halten. Das ergibt da einfach keinen Sinn. Also lassse ich mich führen, von Spontanität, Meerwind, Inselluft. Über Dünen un

Schönes Geschirr

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Heute war Großvater-Tag. Bei dem, der nicht in meiner Stadt wohnt. Der Weg gestaltete sich zugig und mich machte das morgens etwas qietschig, aufgedreht und freudig. Zug fahren in Gesellschaft finde ich klasse, man kann reden und Spiele spielen und Kreuzworträtsel lösen, Kaffee trinken und essen und ist dabei so richtig unterwegs. Manchmal hat physisches unterwegs sein was beruhigendes, das auch die Gedanken wieder auf Reisen schickt und aus den eingefahrenen Wegen heraus lenkt. Familienbesuche finde ich etwas zweischneidig, zumindest, wenn sie mehr als zwei Generationen und/oder mehr als drei Personen, die sich nicht mindestens jeden Monat sehen umfassen. Auf der einen Seite ist da das sichere Gefühl von Familie und Zugehörigkeit, dass man grundsätzlich ein Mindestmaß an Interesse für einander hat, neu zueinander findet, oberflächlich auf den neusten Stand gebracht wird, lusitige und spannende alte und neue Geschichten hört, viel gutes Essen. Andererseits ist Small Talk auf D

Pfotenzeit

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Es geht um Pfoten. Beziehungsweise um das gesamte Wesen, das an den vier von mir gemeinten Pfoten dran hängt. Man kennt ihn hier schon: Es geht um den Hund. Die Mutter zog los, sich fortzubilden und ich zog zum Hund. Die Ankunft war ruhig, der Hund fröhlich, die Mutter schnell weg. Die Mitwohnis musste ich sich selbst überlassen, aber die sind ja schon groß, ein paar Tage schaffen die ohne mich ;) Die Nacht kam, wir schlüpften ins Bett. Und mit dem Hund in einem Bett schlafen, das ist ein Erlebnis für sich. Er wechselt alle paar Stunden zwischen im Bett und auf dem Fußboden liegen. Wenn er vom Boden ins Bett hüpft, federt die ganze Matratze, mit liebevoller Entschlossenheit schmeißt er sich neben mich, sodass ich leicht zur Seite gequetscht werde. Seinen Kopf mit den großen, weichen Schlappohren, lässt er neben meinen aufs Kissen fallen. Zwei Drittel Bettbreite sind seine, ein Drittel habe ich zur Verfügung. Manchmal hab' ich das Gefühl, dass es eigentlich anders sein müsst

Zeitreisen

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Jedes Mal, wenn ich in der Küche stehe und backe, Schürze umgebunden, Rezept auf dem Küchentisch, Utensilien bereit gelegt und Zutaten raus gestellt, fühle ich mich ein wenig wie meine eine Großmutter, die ich genau so am strahlendsten in der Erinnerung habe. Sie hatte in der Küche alle Ruhe der Welt, so viel Friedlichkeit im Umgang mit Essen, völlig ok sich damit vielleicht den ganzen Tag zu beschäftigen. So, wie ich das (und vieles mehr) von ihr gelernt habe, habe ich von all meinen Großelternteilen gelernt, praktisches Wissen und auch theoretisches. Was mir jetzt erst stärkert auffällt, sind die Erinnerungen, die ich von ihnen übernommen habe. Geschichten aus ihrem Leben, das Ergebnis von vielen Stunden: "Erzähl' von früher, erlzähl' noch mehr von damals!" Möglicherweise hat meine Mutter mit dem Fragen angefangen, damals, als ich zu klein war um selbst welche zu stellen, oder meine Großeltern haben von alleine angefangen zu erzählen, um mein junges Ich zu unterha

Es ist Zeit für Körperschmuck und neues Leben hier

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Es war ruhig hier in den letzten Monaten. So ist das, es gibt laute Zeiten und leise Zeiten, die wechseln sich ab und manchmal sind sie gleichzeitig und es gibt Sätze, die sagen eigentlich nichts aus, wie ebendieser hier. Viel ist geschehen, besonders kürzlich ist mein erstes Tattoo geschehen. Und es ist wunderbar! Ich bin richtig verliebt :) Bis vor zwei Wochen habe ich so rum geredet: "Jaja, Tattoo irgendwann mal.. wär schon cool, das Motiv hab ich auch eigentlich schon.. ist ja aber auch aufwendig und naja.. in ein paar Jahren bestimmt. " Ich habe also mittelgroße Töne gespuckt und hatte eigentlich hauptsächlich Angst vor den Schmerzen und davor vielleicht eine*n schlechten Tätowierer*in zu erwischen, weil ich auf dem Gebiet so unbewandert bin, und dass mein Arm vor Entzündung schon während des Tätowierens abfällt. Aber erzähl das mal jemandem. Da wird man ja für bescheuert gehalten ;) Das Gespräch mit einem Freund darüber hat aber was ins Rollen gebracht. Ich habe