Neulich in der Wg-Küche - Wg adé

Es ist vermutlich die letzte Geschichte aus der Wg-Küche. Wir bleiben uns natürlich. Unsere kleine Wg-Familie wird nicht aufhören sich lieb zu haben. Aber das Ende ist da, die Schlüsselübergabe erledigt und wir haben jetzt weit mehr Entfernung zwischen uns als unseren kleinen Flur.

Es ist traurig. Wir sind doch nicht dazu gekommen die Dokumentation über die letzten drei Wochen mit dem Mitbewohner zu drehen, die irgendwann mal unter Weineinfluss aus dem Kopf der Mitbewohnerin entsprungen ist. Dabei war die Anfangsszene schon geskriptet! Auch die Einweihungs-Mottoparty, die in fast vier Jahren öfter mal überlegt wurde, hat irgendwie nicht stattgefunden. Ich wollte eine Schnitzeljagd organisieren.. aber auch hier ist die Zeit zu schnell vergangen. Ob wir die Wg-Urlaube, die mal angedacht waren, vielleicht irgendwann nachholen?


Natürlich haben wir doch einiges erlebt! Die Zeit, in der der teuflische Kohlrabi auf dem Küchentisch gewohnt hat.

Den Abend, als wir tanzen gehen wollten. Zusammen sind wir los gezogen, erst in ein paar Kneipen. In einer hat die Mitbewohnerin einen Kumpel getroffen und irgendwie war unklar, ob wir weiter ziehen oder nicht. Plötzlich waren dann aber nur der Mitbewohner und ich im Club, während die Mitbewohnerin draußen den Laden, trotz Straßenkarte im Handy, nicht fand. In der Bahn auf dem Heimweg begegneten wir uns dann zufällig wieder und konnten immerhin noch gemeinsam zu Hause ankommen.

Den CSD, auf dem nur die Mitbewohnerin und ich waren und wo wir den Mitbewohner auf dem Rückweg in der Bahn aufgabelten.

All die Stunden bei Wein in der Küche und auf dem Balkon. Mit Stadt Land Fluss und Pen and Paper spielen und Serien schauen, Kochen und Essen, mitten in der Nacht noch eine rauchen, Vorführungen von neuen Klamotten und anderen Besitztümern. All die Abende mit gemeinsamen Freunden, Geburtstagsfeiern mit Kuchen und selbst gebastelten Hüten. Spaziergänge im Park um die Ecke.



Morgendlich vertrödelte Dialoge im Schlafanzug. Ich z.B. konnte mich einmal verschlafen nicht mehr erinnern, in welcher der drei Kaffeedosen das Espressopulver war und konnte nur knapp durch das eingreifen der Mitbewohner vor einem Nervenzusammenbruch gerettet werden.

Unser Filmeabendfest, das fast drei Jahre in Planung war, aber kurz vor knapp doch noch stattfinden konnte, bei dem wir gemeinsam aufs Bett gekuschelt herumlümmelten. Niemand hätte damit gerechnet, aber wir haben es geschafft drei Filme zu schauen, ohne dass jemand eingeschlafen ist! Mitten im letzten Film jedoch stoppte plötzlich alles. Der Mitbewohner hatte sich eine Netflix-Sperre ab 12 Uhr nachts eingebaut, die sich nicht einfach lösen ließ. Wir mussten also komplett umbauen, einen neuen Laptop an den Beamer anschließen und.. als ich dem Freund davon erzählte, rief der nur: "Chaos!"

Die Nacht, in der es geschneit hat und wir erst Sushi gemacht und dann eine Schneeballschlacht veranstaltet haben und sogar einen Schneemann bauen konnten und in der wir später warmem Kakao tranken und winzigen Kuchen futterten.

Diese Erinnerungen bleiben auch. Und sie bieten Stoff für viele lustige Geschichten.
Der Wg-Balkon lässt güßen. Ein letztes Mal. So wie er sein muss: Mit vielen Aschenbechern, damit nicht so oft ausgeleert werden muss, voller aufgeweichter Kippen, mit leeren Bierflaschen, die dort überwintert haben, einer Zigarettenpackung, die irgendein Gast mal vergessen hat und ein bisschen Dreck.



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Insel - Urlaubsrückblende

Neulich in der Wg-Küche - Das Chaos und die Lichterkette

Pen&Paper - meine neues Hobby